Kleine Patienten brauchen nicht nur MedizinWenn Kinder krank sind

Wenn Kinder krank sind, dann brauchen sie vor allem Liebe und Zuwendung. Wichtig ist auch, dass Krankheiten komplett ausgeheilt werden.

Kleine Patienten brauchen nicht nur Medizin: Wenn Kinder krank sind

Wenn Svenja morgens beim Frühstück weder ihr Müsli noch ein Schokobrot essen mag, ahnt es die Mutter schon: Ihr Kind wird krank. Vielleicht "brütet" es eine Mandelentzündung, eine Erkältung oder sogar eine Kinderkrankheit aus. Damit gerät der Familienalltag mal wieder ziemlich durcheinander - bei drei Kindern in der Familie keine Seltenheit. Das bedeutet für die Mutter, die Hausarbeit auf das Notwendigste zu reduzieren und sich Zeit zu nehmen für die kleine Patientin. Denn Krankheitstage sind auch Verwöhntage mit Saft, Tee und Apfelschnitzen.

Krankheiten richtig auskurieren

"Viel Zeit und Ruhe um gesund zu werden sind sehr wichtig für ein krankes Kind - eigentlich noch wichtiger als Medizin", bestätigt die Kinderärztin Dr. Gunhild Kilian-Kornell, Pressesprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Auch wenn heute durch Medikamente Krankheitssymptome häufig sehr schnell abklingen, sind Kinder dadurch trotzdem nicht gleich gesund.

Eltern sollten ihren Sprössling nicht zu schnell wieder in Kindergarten oder Schule schicken, denn der kindliche Organismus ist eine ganze Weile mit der Bekämpfung einer Krankheit beschäftigt. Das Kind beobachten, auf die kleine Person eingehen und ihm die Möglichkeit geben, sich ganz ohne Zeitdruck auszukurieren, hält die Kinderärztin für das beste Rezept, Kinder in Krankheitstagen zu unterstützen.

Auch aus psychologischer Sicht ist besondere Zuwendung und Aufmerksamkeit für kleine Kranke von sehr großer Bedeutung. Krankheiten mobilisieren bei Kindern oft starke Fantasien und Ängste, die sonst eher im Unterbewußtsein gehalten werden - vor allem bei Fieberschüben. "Die Gespenster in der Nacht werden dann für das Kind wirklich ganz groß", weiß die Kinderanalytikerin Claudia Burkhardt-Mußmann vom Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Frankfurt am Main. Deshalb brauchen Kinder in dieser Zeit eine besondere Unterstützung und jemanden, der ihnen ihre Ängste nimmt.

Die Therapeutin hat die Erfahrung gemacht, dass mit einer Krankheit oft auch Schlafstörungen verbunden sind. Verständlich, wenn Kinder dann plötzlich wieder bei den Eltern schlafen wollen, obwohl sie das schon abgelegt hatten oder sonst gar nicht brauchten. Durch die Krankheit machen sie "einen Schritt zurück", fallen zeitweise in eine frühere Entwicklungsphase. Oft passieren diese Rückschritte vor einem neuen Lebensabschnitt, wie zum Beispiel der Kindergartenaufnahme oder dem Schulanfang. Und nach der Krankheit bemerken viele Eltern dann einen gewaltigen Entwicklungsschub - beispielsweise können die Kleinen plötzlich Radfahren oder Schuhebinden.

Beschäftigung gegen die Langeweile

Zum Kranksein gehört auch die Langeweile. Sabine Hoffmann*, Krankenschwester und Mutter von drei Kindern, findet, dass leichte Beschäftigungen wie Malen oder das Hören von Kassetten die Langeweile ganz gut vertreiben können, "weil das ein bisschen müde macht, so dass die Kinder von selbst immer wieder mal einschlafen."

Sie achtet darauf, dass die Ablenkung der Kleinen nicht zu stark wird, denn "dann sind sie am Abend zu sehr erschöpft und das Fieber steigt wieder an". Die Geschwisterkinder müssen dabei ebenfalls Rücksicht üben oder manchmal auch mithelfen beim Vorlesen oder Spielen. Ein kleiner "Überraschungs-Vorrat" an Büchern, Musik- und Hörspielkassetten oder Malbüchern im Schrank ist für plötzliche Krankheitstage dabei sehr hilfreich.

Die Betreuung zu Hause ist besonders für berufstätige Eltern und Alleinerziehende häufig ein organisatorischer Balanceakt. Gesetzlich geregelt ist ein Pflegeurlaub von bis zu zehn Tagen im Jahr, der es zumindest einem Elternteil ermöglichen soll, das Kinderpflegekrankengeld in Anspruch zu nehmen und daheim zu bleiben. Voraussetzung: Das Kind ist nicht älter als zwölf Jahre, ein ärztliches Attest liegt vor und keine andere Person (z.B. Großeltern) kann die Betreuung übernehmen.

Die richtige Kost und Logis für Kranke

Auch die Leib- und Magenspeise kann zum Gesundwerden beitragen. Aber meist haben kranke Kinder keinen Hunger und müssen aus ärztlicher Sicht dann auch nicht zum Essen gedrängt werden. Ein Getränk sollte immer neben dem Bett stehen, denn Flüssigkeit ist sehr wichtig, damit die Nieren gut durchspült und Abbaustoffe ausgeschieden werden. Krankenkost bedeutet "leichte Kost, die den Körper nicht zusätzlich belastet - beispielsweise Obst, Nudelsuppe, Hühnersuppe und Joghurt", so Gunhild Kilian-Kornell. Und wenn die kleine Svenja auf dem Weg der Besserung ist, merkt das die Mutter meist an der Frage: "Mama, wann kann ich endlich wieder Bratkartoffeln essen?"

Kranke Kinder legen sich meist von selbst ins Bett. Im Krankenzimmer sollte regelmäßig stoßartig gelüftet und ab und zu das Bettzeug aufgeschüttelt werden. Eine Desinfektion des Zimmers oder den Einsatz von antibakteriellen Reinigungsmitten hält Gunhild Kilian-Kornell jedoch nur bei hochansteckenden Krankheiten für notwendig (z.B. bei Salmonelleninfektion, Hepatitis). Die beliebten Duftlam-
pen mit Aromaölen sind im Krankenzimmer nicht unbedingt ratsam, da sie Allergien hervorrufen können und möglicherweise bei Asthmakindern zu einer Verkrampfung der Bronchien führen.

Vorbereitung auf den Arztbesuch

Die meisten Kinder kennen ihren Kinderarzt durch die Vorsorgeuntersuchungen schon als Baby und haben in der Regel auch keine Angst vorm Doktor. "Die beste Vorbereitung auf die Sprechstunde ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen dem Arzt und Mutter oder Vater", so Gunhild Kilian-Kornell. Darüber hinaus wünscht sie sich eine positive Unterstützung durch die Eltern. Dazu gehört, dass Eltern im Zusammenhang mit einer Behandlung den Kindern nichts vormachen und auf keinen Fall den Kindern versprechen "Es tut gar nicht weh", wenn das gar nicht so sicher ist. Ehrlich sollten sie dem Kind sagen, was auf es zukommt, allerdings nicht schon unnötig lange vor einem Arztbesuch.

*Name geändert

kizz Newsletter

Ja, ich möchte den kostenlosen kizz-Newsletter abonnieren und willige in die Verwendung meiner Kontaktdaten zum Zweck des E-Mail-Marketings durch den Verlag Herder ein. Den Newsletter oder die E-Mail-Werbung kann ich jederzeit abbestellen.
Ich bin einverstanden, dass mein personenbezogenes Nutzungsverhalten in Newsletter und E-Mail-Werbung erfasst und ausgewertet wird, um die Inhalte besser auf meine Interessen auszurichten. Über einen Link in Newsletter oder E-Mail kann ich diese Funktion jederzeit ausschalten.
Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.