Elterliche PflichtenPapa ist super Mama sagt immer nein

In vielen Beziehungen übernehmen die Mütter die Erziehung der Kinder. Der Vater ist mehr Spielkamerad als Beziehungsperson. Die Aufgabenverteilung von Eltern sollte gerecht sein.

Elterliche Pflichten: Papa ist super Mama sagt immer nein
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Wenn Väter sich kaum an der Erziehung der Kinder beteiligen - sei es, weil sie beruflich eingespannt sind oder der Mutter aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit die Aufgabe überlassen, riskieren sie, sich selbst ins familiäre "Aus" zu manövrieren. Martin, Rechtsanwalt und Vater zweier Söhne, erzählt aus eigener Erfahrung: "Wenn ich nach Hause komme, schlafen die Kinder meist schon. Am Anfang reagierte ich darauf, indem ich das am Wochenende durch besonders viel Spiel und Spaß wieder gut machen wollte. Die Zeit mit den Kindern sollte nur aus positiven Erlebnissen bestehen und nicht mit Meckern verplempert werden...". Die Folge davon war, dass Martins Kinder in ihm zwar einen tollen Spielkameraden sahen, keinesfalls aber eine Vertrauensperson, die sich um ihr leibliches (und seelisches) Wohl kümmert. Martins Frau Isabelle zählt dafür Beispiele auf: "Wenn das Knie blutete oder der Magen knurrte, wandten sich die Kinder immer nur an mich, obwohl Martin manchmal direkt daneben stand. Die Kinder kamen gar nicht auf die Idee, von ihm Fürsorge zu verlangen. Noch schlimmer aber war, dass sie auch nicht viel mit ihm darüber sprachen, was unter der Woche passiert war. Ob der Freund gemein war oder die Erzieherin geschimpft hatte - das sprudelt ja immer gleich aus ihnen raus, meist schon auf dem Heimweg. Mit Martin sprachen sie darüber am Wochenende nicht, weil es dann entweder schon abgehakt war oder es ihnen zu umständlich vorkam, alles noch mal zu erklären."

Auch auf Isabelle wirkte sich Martins Abwesenheit negativ aus, denn die unangenehmen Aspekte der Erziehung blieben nicht nur an ihr hängen, sie wurden auch allein ihr angerechnet. "Ich war immer diejenige, die "Nein" sagte und die Kinder zu Disziplin und guten Manieren anhielt. Die Kinder bekamen ein richtig negatives Bild von mir als Mutter, während sie Martin jubelnd um den Hals fielen, sobald er zur Tür reinkam." Zudem neigte Isabelle dazu, Erziehungsentscheidungen allein zu treffen, wodurch sich Martin übergangen fühlte. Nach einem besonders harten Tag setzte sich das Paar zusammen, um nach Lösungen zu suchen, die Martin zu mehr Beteiligung am Leben der Kinder verhelfen und die Verantwortung für die Erziehung der Kinder gleichmäßiger verteilen würden. Hier ihre Ideen:

1. Kommunikation mit den Kindern muss täglich stattfinden

Damit die Kinder Martin von ihrem Tag erzählen können, ruft Martin jetzt jeden Nachmittag an. Anfangs hatte vor allem der Vierjährige Schwierigkeiten, sich am Telefon verständlich zu machen, wichtig war aber vor allem, dass die Kinder spürten, dass Papa täglich als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

2. Fürsorge ist auch Männersache

Martin versucht, wenigstens einmal pro Woche zum Abendessen zu Hause zu sein und die Abräum- und Zubettgehroutine zu übernehmen. "Martin ist dann auch fürs Zähneputzen und Haarewaschen der Kinder zuständig, und als er das erste Mal ein neues Shampoo benutzte, kam doch glatt der Große zu mir, um sich von mir bestätigen zu lassen, dass das in Ordnung ist. Inzwischen trauen sie ihm aber zu, dass er die richtigen Entscheidungen trifft", erzählt Isabelle.

3. Manchmal klinkt die Mutter sich ganz aus

Isabelle hat sich mit einer Freundin ein Theaterabo genommen und lässt die Männer alle sechs Wochen abends allein zurechtkommen. "Zuerst wollte ich mit den Kindern Pizza essen gehen, dann aber ist mir klar geworden, dass es besser ist, ihnen zu zeigen, dass auch ein Mann kochen kann", erinnert sich Martin. "Sonst sind sie später mal erstaunt, dass die Mädchen ihrer Generation ein Verhalten von ihnen erwarten, das ihnen fremd ist."

4. Erziehung basiert auf Regeln, nicht auf Einzelentscheidungen

Isabelle ist darüber ganz besonders froh: "Ich sage jetzt den Kindern: die Regel lautet soundso. Dadurch gebe ich ihnen zu verstehen, dass es nicht meine persönliche Entscheidung ist, ihnen den Fernseher auszuschalten, sondern ich eine Regel befolge, die Martin und ich gemeinsam aufgestellt haben."

Auch bei Marie und Peter, die beide berufstätig sind und etwa gleich viel Zeit mit den Kindern verbringen, besteht ein Ungleichgewicht in Sachen Erziehung. Obwohl sie sich über die Werte, die sie vermitteln wollen, einig sind, überlässt Peter Marie die Initiative. "Wahrscheinlich hat sich das so eingespielt, weil Peter anfangs unsicher war und erst mal abwartete, wie ich reagiere. Meine Toleranzschwelle ist auch niedriger als seine, und so haben wir uns daran gewöhnt, dass ich die Kinder ermahne, während er nur dabei sitzt." Was zur Folge hatte, dass Marie sich von Peter im Stich gelassen fühlte. Abhilfe schafft hier, die Verantwortungsbereiche konsequent zu trennen. "Ab jetzt ist Peter für die Tischmanieren verantwortlich, während ich das Zimmeraufräumen und Hausaufgabenmachen regle. Er weiß jetzt genau, dass das seine Aufgabe ist und er nicht drauf warten kann, dass ich eingreife", erklärt Marie.

In einem sind sich beide Paare einig: es ist nicht damit getan, vom Partner generell mehr Beteiligung einzuklagen. Erst durch das Ergründen der Ursachen und die gemeinsame Lösungssuche ergaben sich Ideen, die tatsächlich auch mit Erfolg in die Tat umgesetzt werden konnten.

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