NaturpädagogikVon Natur aus fasziniert

Je früher Kinder die Faszination für die Natur entdecken, umso besser. Diese Idee greift auch die Naturpädagogik auf und sorgt für eine frühe und intensive Begegnung mit der Natur.

Naturpädagogik: Von Natur aus fasziniert
© Alexander Rochau

"Naturpädagogik" ist eher ein Terminus für eine pädagogische Richtung als ein genau festgelegtes pädagogisches Konzept. Zusammen mit anderen Begriffen wie "Umweltpädagogik", "Umwelterziehung", "Naturerlebnispädagogik" oder "Ökologisches Lernen" läßt sie sich dem Oberbegriff "Umweltbildung" zuordnen. Das ganz allgemein formulierte Ziel all dieser Ansätze ist es, zur Vermittlung von Naturverständnis und ökologischem Handeln beizutragen. Die Gemeinsamkeiten, die in ähnlicher Form in den meisten Ansätzen enthalten sind, werden hier als Grundlage einer Naturpädagogik vorgestellt.

Ausgangssituation "Faszination Natur"

Eine wichtige Aufgabe der Naturpädagogik besteht darin, Kindern Möglichkeiten für phantasievolle, ausgedehnte und faszinierende Naturbegegnungen zu ermöglichen. Dafür gibt es mindestens folgende zwei Argumente, die ganz entscheidend die Naturpädagogik begründen:

  1. Naturbegegnungen fördern die gesunde Entwicklung von Kindern
    In der Natur finden Kinder viele wertvolle Entdeckungs- und Erfahrungsräume, die mit ihren vielfältigen Reizen die Sinne, die Körperwahrnehmung und den Verstand anregen. Mit dem Wunsch der Kinder, ihre Erlebnisse zu ordnen und zu verstehen, wird aktives und dynamisches Lernen in dieser für sie begreifbaren Welt möglich. In diesem Sinne kann die Natur den Kinder, aber auch uns Erwachsenen Lehrmeisterin für eindrucksvolles Entdecken und Wahrnehmen des Lebens sein.
    Ausserdem kann die natürliche Umgebung, wie beispielsweise ein Baum oder eine Hecke, die im Spiel erlebt und erforscht werden, Kindern ein besonderes Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Auch Joseph Cornell, ein bekannter amerikanischer Naturpädagoge, beschreibt dies als eine sehr bereichernde Erfahrung:
    " ... irgendwann berührt die Natur dich ... und mich ... und uns alle auf eine besondere, persönliche Weise. Einen Augenblick lang öffnet sich ein Spalt, durch den wir etwas von ihrem geheimnisvollen Wesen ... erblicken." Solche Augenblicke seien ihm sehr kostbar gewesen und hätten ihm immer wieder ein echtes Verstehen von seinem Platz in der Welt vermittelt (siehe Literaturangaben).
  2. "Nur was man kennt, kann man auch schützen"
    Umweltschutz und kindliche Naturbegegnung sind sehr eng miteinander verknüpft. Wenn Kinder in ihren jungen Jahren die Natur kennen und schätzen lernen, haben sie als Erwachsene viel eher eine Motivation zu umweltgerechtem Verhalten. Dafür ist es wichtig, daß Kinder die Möglichkeit erhalten, ein positives Grundgefühl für die Natur zu entwickeln, bzw. eine Beziehung zu den Naturgegebenheiten in ihrem Umfeld aufzubauen. In Anlehnung an die Geschichte vom kleinen Prinzen und seinem Freund, dem Fuchs, formuliert Morenzin: "Sind uns Pflanzen und Tiere nicht mehr fremd, haben wir eine Vertrautheit zu ihnen entwickelt, ist eine Voraussetzung für schützendes Verhalten entstanden. So kämpfen wir z.B. für die Erhaltung des Baches, an dem wir als Kinder spielten, oder des Baumes, unter dessen Blätterdach wir im Sommer saßen." (siehe Literaturangaben)

Auch ökologisches Wissen, das hierauf aufbaut, gehört zum Kennenlernen der Natur, um ihre Zusammenhänge zu verstehen und sich dementsprechend verhalten zu können. Im Umgang mit der Natur und den anderen "Mitentdeckern" können Kinder außerdem viele weitere Fähigkeiten wie Kreativität und Verantwortungsgefühl entwickeln, die für ihre selbstbewußte Handlungsfähigkeit z.B. in Sachen Umweltschutz wichtig sind.

Anhaltspunkte für die pädagogische Arbeit

Ausgehend von diesen Grundüberlegungen wurden für die konkrete natur-pädagogische Tätigkeit mit Gruppen verschiedene Prinzipien und Ideen entwickelt, von denen hier die wichtigsten kurz vorgestellt werden:

Naturkontakte: Allem voran ist es natürlich wichtig, den Kindern Erlebnisräume zugänglich zu machen, in denen sie spielerisch mit der Natur in Kontakt treten, natürliche Materialien ausprobieren und auf Abenteuer-Entdeckungsreise gehen können. Diese Naturräume gehören günstigerweise am besten direkt zum Gelände der pädagogischen Einrichtung dazu, können aber statt dessen auch mit der Gruppe irgendwo aufgesucht werden.

Wissen über Ökologie und naturgerechtes Verhalten: Wissen über ökologische Zusammenhänge können sich Kinder am besten durch praktische Erfahrung und Entdeckung aneignen. In der Naturpädagogik wird in diesem Zusammenhang dem ganzheitlichen Lernen ein hoher Stellenwert zugesprochen.

Umweltverträgliches Verhalten vorleben: Kinder lernen durch Nachahmung und orientieren sich stark an ihren Bezugspersonen. Daher ist es wichtig, daß die Pädagogen und Pädagoginnen vorleben, wie man sich der Natur gegenüber verantwortlich und respektvoll verhalten kann, und dass sie die Kinder an ihrer eigenen Naturbeziehung teilhaben lassen, indem sie von ihren Erfahrungen und Eindrücken erzählen.

Freude und Begeisterung mit der Natur erleben: Das gemeinsame Spielen nimmt in der Naturpädagogik einen hohen Stellenwert ein, denn Spiele eigenen sich hervorragend, um Kindern einen Zugang zur Natur zur eröffnen und ihre Begeisterung zu wecken. Eine lebendige Beziehung zur Natur und Lernprozesse entwickeln sich am leichtesten in einer entspannten Atmosphäre, wenn Kinder miteinander Freude haben. Je nach Gruppe und Situation können Spiele ausgewählt werden, die Harmonie und Ruhe erfahren lassen, die Einblicke in natürliche Zusammenhänge erleben lassen, die unsere Sinne ansprechen und vor allem Spaß machen.

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