Modernes LernenKiga und Grundschule heute

Die Pädagogik hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Kinder lernen heute im Kindergarten und in der Grundschule anders als früher. Soziales Lernen und das Bilden von grundsätzlichen Kompetenzen stehen im Vordergrund.

Kind an Tafel
© Helene Souza – Pixelio.de

Neben dem Auftrag der Erziehung und Betreuung ist auch der Bildungsauftrag von Kindergärten und Kindertagesstätten im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgeschrieben. Doch was sollen die Kinder lernen, und wie kann der Bildungsanspruch in dieser Altersstufe umgesetzt werden?

Vom Kind ausgehend

Neue Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und Gehirnforschung zeigen: Kinder sind aktive Lerner. Sie beschäftigen sich mit den Themen und Fragen, die für sie von Interesse sind und vertiefen diese nach ihren Bedürfnissen. Sie bilden sich somit ihr eigenes Weltbild.

Diese Art des Lernens geht von den Kindern aus: Sie brauchen einerseits ganzheitliche Anregungen verschiedenster Art, aber die Entscheidung, welche dieser Anregungen sie wirklich verinnerlichen und wie die Lernprozesse in Gang kommen, liegt bei den Kindern selbst.

Selbstbestimmtes Lernen kann deshalb nur dann geschehen, wenn Kinder genügend Zeit und Raum haben, sich mit ihren Fragen ernsthaft und ausdauernd auseinander zu setzen. Sie müssen die Probleme mit allen Sinnen erfassen können. Eine rein aufs Zuhören angelegte Wissensvermittlung erreicht nicht den Erfahrungsbereich der Kinder.

Werkstatt Kindergarten

Der Kindergarten bietet wesentliche Voraussetzungen und Möglichkeiten, diese neue Art des Lernens umzusetzen. Er hat Werkstattcharakter. Vieles kann dort ausprobiert werden: Die Kinder können ohne Leistungsdruck und vorgeschriebenen Zeitplan unterschiedliche Lernfelder erkunden, kreativ sein oder mit anderen zusammen neue Erkenntnisse gewinnen.

Beispiele aus der Kindergarten-Praxis verdeutlichen dies:

  • Durch vielfältige Bewegungsmöglichkeiten erfahren die Kinder ihren Körper, sie erproben Bewegungsabläufe, erleben Spaß und Freude an der Bewegung. Dabei geht es immer um den Zusammenhang von Bewegung, Wahrnehmung und Denken. Nur wenn Kinder genügend und unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten erhalten, können sie auch in ihrer kognitiven Entwicklung weiterkommen.
  • Die Kinder entwickeln ihre Sinne, zum Beispiel durch Spiele aus unterschiedlichem Material. Dies hilft ihnen, differenziert und sensibel wahrnehmen zu können.
  • Fähigkeiten wie zum Beispiel Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis und Kreativität sowie Problemlöse- und Orientierungsfähigkeit werden gestärkt. Die Kinder lernen dies im Spiel mit anderen Kindern, etwa bei Regel- oder Rollenspielen.
  • Die emotionalen Kräfte der Kinder werden gestärkt und gefördert, damit sie stabile soziale Beziehungen aufbauen können. Im Umgang mit anderen Kindern, im Aushandeln von Regeln oder Rollen lernen sie, Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken und zu entwickeln. Außerdem werden die Kinder fähig, mit Belastungen, Veränderungen und Krisen umzugehen, so dass sie diese Situationen als Herausforderung annehmen können und nicht als Niederlage empfinden müssen.
  • Die ErzieherInnen unterstützen die Kinder dabei, das Lernen zu lernen; etwa dann, wenn sie beispielhaft das Lernen von neuen Inhalten vermitteln. Dies geschieht vor allem bei Projekten: Die Kinder beschäftigen sich dabei mit Arbeitsformen, die über einen längeren Zeitraum angelegt sind und auf unterschiedlichen Erfahrungsebenen Lernmöglichkeiten bieten.
  • Die Kinder werden von den ErzieherInnen in ihren ganz eigenen Fähigkeiten und Begabungen wahrgenommen und gestärkt. So können sie ihre eigenen Persönlichkeiten weiterentwickeln.
  • Den Kindern werden unterschiedliche kreative Gestaltungs-, Ausdrucks- und Darstellungsformen angeboten, um sich in unterschiedlichen Bereichen ausdrücken zu lernen. Dazu gehören unter anderem Angebote zum Malen, Werken, Bauen, Basteln, Verarbeiten von unterschiedlichem Material, Rollenspiele und Verkleidungsmöglichkeiten.
  • Wenn die Tageseinrichtungen regelmäßig Ausflüge oder Walderkundungen unternehmen, lernen die Kinder, eine Beziehung zu Umwelt und Natur aufzubauen. Sie untersuchen oder beobachten dabei Pflanzen oder Tiere und stellen einen Zusammenhang zwischen ihrer Lebenswelt und der Umwelt dar.
  • Die Kinder erleben den Tagesablauf in der Einrichtung, sie werden in Aufgaben miteinbezogen und übernehmen bereits Verantwortung in Teilbereichen. Dies ist gleichzeitig ein Lernfeld für Demokratie, aber auch für Sozialverhalten und Selbständigkeit.
  • Durch die unterschiedlichsten Spiele, Regelspiele, Sprachspiele, Rollenspiele oder das Erzählen wird Sprache und miteinander Sprechen gelernt und geübt.
  • Den Kindern stehen im Kindergarten Bilderbücher zur Verfügung. Die ErzieherInnen lesen vor, die Kinder können aber auch selbständig mit Büchern umgehen.
  • Ebenso weckt die Kindertagesstätte das mathematische und naturwissenschaftliche Interesse. Gemeinsam mit den ErzieherInnen lernen die Kinder neue Medien und Technologien kennen. Sie gehen mit Cassettenrecordern, Computern oder anderen technischen Geräten um und üben den Umgang damit ein.
  • In der Gruppe können die Kinder für sich und ihre Angelegenheiten Verantwortung übernehmen und erfahren, wie sie sich angemessen einbringen können. Sie lernen, ihre Rolle in der sozialen Gruppe zu finden. Diese Fähigkeiten erwerben sie untereinander im Spiel. Neben diesen sozialen Fähigkeiten entwickeln die Kinder eigene Wertvorstellungen und Einstellungen gegenüber anderen und sich selbst.

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