Gemeinsam spielenVerlieren will gelernt sein

Spielen ist für die Entwicklung Ihres Kindes von enormer Bedeutung. Besonders das Spielen mit einem gleichaltrigen Kind.

Gemeinsam spielen: Verlieren will gelernt sein
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Kinder spielen viel und gerne. Was Mütter und Väter jeden Tag ganz selbstverständlich beobachten und begleiten, ist ein überaus wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Denn spielen ist mehr als nur ein freudiger Zeitvertreib - es ist die ganze Kindheit hindurch Grundlage allen Lernens. Im Spiel erfahren Kinder etwas über sich und ihre Umwelt, sie entwickeln ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten und sie trainieren ihre soziale Kompetenz - gerade auch mit gleichaltrigen Spielgefährten.

Kommunikatives Miteinander im Kinderzimmer

Natürlich sind Eltern oder andere vertraute Erwachsene wichtige Spielpartner. Sie sorgen mit Empathie und Interesse für gute Rahmenbedingungen, geben Anregungen und sind Vorbild oder leisten Hilfe, wenn der blöde Turm zum vierten Mal zusammenkracht. Aber ebenso wichtig wie die "Großen" sind etwa gleichaltrige Spielgefährten - und das nicht erst mit Beginn der Kindergartenzeit. So vertiefen sich schon Kinder zwischen einem und anderthalb Jahren in die so genannten Als-ob-Spiele: Ein Kind schiebt mit Brummgeräusch einen Bauklotz auf dem Teppich hin und her als ob dieser ein Auto wäre und sein Spielgefährte versteht, was es meint. Ein nächster Entwicklungsschritt sind gemeinsame imaginäre soziale Spiele: Ihre Tochter sitzt mit der Freundin im Kinderzimmer, sie spielen Picknick, trinken ausgedachte Getränke und löffeln ausgedachte Speisen von Phantasietellern. Ab dem 3. Lebensjahr werden andere Kinder noch wichtiger. Dann beginnt die große Zeit der Rollenspiele, die Kinder unter sich ganz anders entwickeln, als wenn ein Erwachsener mit seiner ihm eigenen Logik dabei ist.

"Mit Elisa von nebenan spiele ich am liebsten"

Meistens sind ungefähr gleichaltrige Kinder ähnlich kompetent und ähnlich stark. Deshalb können sie auf gleicher Basis Spiele aushandeln, bei denen alle gleichen Einfluss haben. In diesem Miteinander lernen Kinder, als Partner zu kooperieren und dabei gemeinsam die Wirklichkeit zu interpretieren - eine bereichernde Erfahrung, die ohne Erwachsene zustande kommt.

Dieses spielerische Miteinander gelingt besser, wenn die Kinder sich gut kennen und einander vertraut sind - aus dem Spielkreis, der Kita, der Nachbarschaft. Denn dank einer engen gefühlsmäßigen Beziehung können sie sich leicht verständigen und auf gemeinsamen Erfahrungen aufbauen. Das wiederum sind günstige Voraussetzungen, damit sich ihr Spiel weiterentwickeln kann und ihnen neue Erkenntnisse bringt. Aus der Kleinkindforschung wissen wir, dass Spiele von befreundeten gleichaltrigen Kindern länger dauern, komplexer sind, positiver verlaufen und sprachlich reicher begleitet werden als Spiele von Kindern, die sich fremd sind. Kinderfreunde kümmern sich umeinander und vermissen den Spielgefährten, wenn er mal nicht da ist. Und sie haben ihre besonderen Themen und Vorlieben, an denen Erwachsene nicht teilhaben können - und wollen: Zwei Dreijährige gucken sich an, eine spricht ein Zauberwort und beide schütten sich aus vor Lachen; sie streiten sich darum, wer die Puppe im Arm haben darf; sie entwickeln verrückte Bewegungsspiele. Gleichaltrigenfreundschaften werden in jeder Altersstufe gebildet, durch gemeinsames Spiel zusammengehalten und sind in jedem Alter von großer Wichtigkeit.

Verlieren will geübt sein

Rund um den 3. Geburtstag wächst das kindliche Interesse an Regelspielen, für die immer mindestens zwei Mitspieler nötig sind. Sehr beliebt sind Bewegungsspiele wie Fangen und Verstecken, aber auch erste einfache Karten- oder Brettspiele wie "Mensch ärgere dich nicht" oder der Klassiker "Memory". Die Kleinen üben das Miteinander nach bestimmten Vorgaben, haben Spaß am Wettstreit und wollen sich messen - an den Eltern, aber auch an Gleichaltrigen. Zwar herrscht im Spiel mit ihnen eher Chancengleichheit, als wenn Vater oder Mutter auf der anderen Seite des Brettes sitzen. Aber um eine Erfahrung kommen die Kleinen auch hier nicht herum: Es gibt nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer - und das ist für fast jedes Kind zunächst schwer auszuhalten. Doch je häufiger Kinder die Erfahrung machen, dass die Welt nicht untergeht, wenn sie den Schwarzen Peter ziehen und dass bei der nächsten Runde Freund Jonas getröstet werden muss, desto eher entwickeln sie die Fähigkeit, Konfliktsituationen auszuhalten und sich auf ein neues gemeinsames Spiel einzulassen.

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