Erziehung von KindernKonsequent sein statt bestrafen

Schläge und Drohungen haben in der Kindererziehung nichts mehr verloren. Vielmehr sollten Eltern ihre Kinder mit Respekt behandeln und ihnen Konsequenzen verdeutlichen. Sinnvolle Strafen in der Kindererziehung sollten dem Kind nicht weh tun.

Konsequent sein statt bestrafen
© Colourbox - David Laurens

Ab und zu ein Klaps wirkt Wunder", sagt Maria. "Ein Kind muss doch wissen, was es darf und was nicht." Marias Freundin Katja ist da anderer Ansicht. "Wer Gewalt nötig hat, sollte sich mal fragen, was bei ihm selbst nicht stimmt!"

Das Gespräch der beiden Freundinnen spiegelt wider, was landauf, landab unter Eltern diskutiert wird: Müssen Kinder für ein Fehlverhalten bestraft werden? In welcher Form? Und wo gäbe es Alternativen?

Schadet der Klaps?

Ob ein Kind tatsächlich psychischen Schaden nimmt, wenn der berühmte Klaps zum Erziehungskonzept gehört, lässt sich weder nachweisen noch ausschließen. Doch körperliche Gewalt der Eltern ist immer ein Anzeichen dafür, dass in der Beziehung zum Kind nicht Respekt und Einfühlungsvermögen den Ton angeben, sondern Machtbedürfnisse. In einer Beziehung, die von Achtung und Respekt geprägt ist, kann es solche Angriffe nicht geben. Wer würde einem Freund eine Ohrfeige geben, wenn der etwas getan oder gesagt hat, das einem nicht gefällt?

Immerhin scheint das vor sechs Jahren gesetzlich verankerte Gewaltverbot in der Kindererziehung Wirkung zu zeigen: Bei einer Befragung fand der Deutsche Kinderschutzbund kürzlich heraus, dass der Anteil der Eltern, die Schläge befürworten, deutlich gesunken ist. Allerdings halten noch immer über die Hälfte der Eltern einen Klaps für erlaubt und knapp die Hälfte meint, Ohrfeigen seien ein probates Erziehungsmittel. Bei früheren Befragungen war die Zahl der Eltern, die körperliche Züchtigung in Ordnung fanden, jedoch weitaus höher.

Respekt statt Demütigung

Es ist schwierig, einem Kind Grenzen zu setzen und gleichzeitig auf Bestrafungen zu verzichten. Und je jünger ein Kind ist, desto größer ist die Versuchung, ihm durch Strafen ein Gefühl für "richtig" und "falsch" zu geben. Doch man weiß heute: Die Belohnung erwünschten Verhaltens zeigt viel mehr Erfolg als das Bestrafen des unerwünschten Verhaltens. Man muss kein Experte sein, um das zu verstehen: Druck und Zwang bewirken Widerstand oder Duckmäusertum, Motivation und Ansporn bauen auf. Jeder Mensch hat das Bestreben, in der sozialen Gemeinschaft anerkannt zu werden. Motivation ist das Lebenselixier. Das Gegenteil von Motivation, die Bestrafung, ruft dagegen immer schlechte Gefühle hervor, gegen sich selbst, gegen den Bestrafenden und gegen die Umstände . Das gilt für jede Art der Bestrafung.

Ventil für die eigene Wut

Wer behauptet, das Bestrafen von Kindern sei immer eine pädagogisch durchdachte Aktion und auf das "Kindeswohl" gerichtet, der irrt. Ohrfeigen, Anschreien oder andere Spontanreaktionen sind meist Ventil für die eigene Wut und Hilflosigkeit. "Muss ich dir denn alles zehn Mal sagen?", brüllt die Mutter, und ihre Nervosität entlädt sich in einem Donnerwetter. Das ist zwar menschlich und vielleicht verständlich, der Beziehung zwischen Eltern und Kind aber alles andere als förderlich. Eltern, deren Nerven so sichtbar an der Oberfläche liegen, graben sich selbst die Autorität ab. Wie soll das Kind ein Gegenüber, das ständig an der Siedegrenze agiert, ernst nehmen?

Zur Erziehung gehört das Herz ebenso wie der Verstand. Darum heißt es in brenzligen Situationen: Abstand vom Geschehen nehmen, aus dem Zimmer gehen, sich selbst erst einmal unter Kontrolle bringen. Erwachsene können das, kleine Kinder nicht.

Wenn Strafe zur Routine wird

Strafen, als Routine eingesetzt, verfehlen ebenso ihr Ziel wie das Donnerwetter, das alle Jubeljahre auf das Kind hernieder prasselt. An Bestrafungen können Kinder sich gewöhnen: Selbst körperliche Gewalt gehört dann sozusagen zum Alltag. Das Kind duckt sich vor der ausholenden Hand, und sein einziges Ziel ist es, unversehrt zu entwischen. Ist das Strafen aber eine Ausnahmeerscheinung, wird ein Kind sie als außergewöhnlich starken Angriff auf seine Person erleben und unter Umständen mehr beeindruckt sein als sein "Fehlverhalten" es gerechtfertigt hätte. In beiden Fällen ist das eigentliche Ziel, der Lernerfolg, sehr zweifelhaft. Denn etwas lernen und verinnerlichen kann der Mensch nur, indem er es nachvollziehen und verstehen kann.

Alternativen

  • Statt um ein "Fehlverhalten" großen Trubel zu machen, ist es langfristig viel wirkungsvoller, sich auf das erwünschte Verhalten zu konzentrieren und es zu fördern.
  • Fehlverhalten kann und muss erklärt werden, sollte aber nicht im Mittelpunkt stehen. Kinder lernen durch das Vorbild der Eltern mehr als durch Worte. Wer es selbst mit Pünktlichkeit oder Ehrlichkeit nicht so genau nimmt, muss sich nicht wundern, wenn das Kind das übernimmt. Und wer Gewalt als Erziehungsmittel einsetzt, schafft auch damit ein Vorbild.
  • Natürliche Konsequenzen zeigen mehr Wirkung als Strafen, die das Kind mit seinem Verhalten nicht in Verbindung bringen kann. Wer morgens trödelt, der muss eben auch mal das Zuspätkommen in der Schule aushalten. Und wer ständig am Mittagsessen mäkelt, der steht eben hungrig vom Tisch auf. Das Gegenteil von Strafen ist nicht Verwöhnen, sondern Konsequenz.
  • Wer Kinder erzieht, muss bereit sein, an sich zu arbeiten. Die beste Methode, nicht zu explodieren, ist Gelassenheit. Entspannungsübungen, Joggen oder was immer ein "Auftanken" fördert, sorgt für ein stabiles Nervenkostüm und schützt vor Spontanausbrüchen.

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