Friedrich FröbelMenschenbildner, Menschenpfleger und Erzieher

Friedrich Fröbel war der Erfinder des Kindergartens. Schon damals hatte er moderne Erziehungsmethoden und ganzheitliche Ansätze der Kinderpädagogik.

Friedrich Fröbel: Menschenbildner, Menschenpfleger und Erzieher
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Er ist der Schöpfer des "Kindergartens", seine Anschauungen waren erstaunlich modern: Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782 - 1852) gründete nicht nur den "Kindergarten", sondern schuf eine ganzheitliche Erziehungslehre, welche die Kindergartenpädagogik entscheidend beeinflusst hat.

Strenger Selbsterzieher

Friedrich Fröbel kam am 21. April 1782 zur Welt und war das sechste Kind des Pfarrers Johann Jacob Fröbel aus Oberweißbach im Thüringer Wald. Er ist noch kein Jahr alt, als seine Mutter stirbt. Ohne besondere Zuwendung wächst er im Kreis seiner Geschwister auf. Der viel beschäftigte Vater erkennt nicht, was dem Jungen fehlt, stattdessen gilt er als verstockt und "bös". Pfarrer Fröbel heiratet 1785 erneut, doch auch die Stiefmutter kümmert sich wenig um das Kind. Einsam wie er sich fühlt, beschäftigt sich der kleine Fritz mit Blumen, Steinen und widmet sich mit "unsäglicher Wonne" der Beobachtung der Natur.

Den Verlust seiner Mutter wird für sein ganzes Lebens bestimmend. Da sich niemand wirklich um ihn kümmert, blieb er sich "bis in mein gereiftes Jünglingsalter ... ein treuer, eifriger, darum aber auch unablässiger und strenger Selbsterzieher" [An meine Zeitgenossen 1847 / 48]. Diese Selbstbeobachtung und Selbsterziehung sowie die Sehnsucht nach mütterlicher Liebe werden die spätere Pädagogik Fröbels prägen.

Da sein Vater ihn für nicht besonders klug hält, besucht der junge Fritz nur die Dorfschule in Oberweißbach. Nach einer Feldmesser-Lehre bei einem Förster im Thüringer Wald und einem abgebrochenen Studium in Jena - abgebrochen, um den kranken Vater bis zu dessen Tod zu unterstützen - arbeitet Fröbel schließlich als Feldmesser, dann als Gutsverwalter und danach als Gutssekretär. 1804 reist er nach Frankfurt am Main, um sich dort als Architekt auszubilden.

Der Mensch, ein bildbares Wesen

In Frankfurt fallen für sein weiteres Leben die Würfel. Der Leiter der dortigen Pestalozzi-Reformschule fordert ihn auf: "Fröbel werden Sie Schulmeister!" Rückblickend schreibt der Pfarrerssohn dazu: "Mit einem Schlag war mir ohne alles lange Nachdenken und Vergleichen mein Leben ... nach Ziel und Weg ...klar" [An meine Zeitgenossen 1847 / 48]. Neben seiner Schultätigkeit ist Friedrich Fröbel von 1806 bis 1811 Hauslehrer für die Kinder von Caroline von Holzhausen, eine einflussreiche und gebildete Patrizierin. Diese "Seelenfreundin" führt den jungen Mann in die zeitgenössische Philosophie ein und ermöglicht ihm 1806 einen kurzen Besuch bei Pestalozzi im schweizerischen Yverdon. Von 1808 an verbringt Fröbel nahezu zwei Jahre in Pestalozzis Erziehungsanstalt. 1811 geht er nach Göttingen, 1812 nach Berlin und studiert Naturwissenschaften - darunter Kristallographie (Mineralien) - sowie Sprachwissenschaften.

Ebenfalls 1811 formuliert Fröbel seine "Sphären-Philosophie" und legt somit als 29-Jähriger das theoretische Fundament für seine Erziehungslehre. Er entwickelt sie in vielen Schriften weiter. Zu den bekanntesten zählen die sechs Werbeschriften für seine "Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt" in Keilhau (1810 - 1823) sowie sein Hauptwerk "Die Menschenerziehung" von 1826. Wichtig für die Frühpädagogik sind überdies die "Mutter-, Spiel- und Koselieder" von 1844 mit theoretisch fundierten Hand- und Fingerspielen.

Nach Ansicht Fröbels ist der Mensch ein bildbares Wesen, das zu Bewusstsein und Vernunft strebt. Schon das kleine Kind will "mit steigendem Bewusstsein zum endlich klaren Bewusstsein seines Lebens nach Grund, Bedingung und Ziel" gelangen. Fröbel geht davon aus, dass in allen Dingen des Lebens, ja im ganzen Universum, das gleiche "ewige Gesetz" wirkt. Kosmos und Natur, Menschheit und Geschichte, Physisches und Psychisches sind nach dem "Gesetz der Sphäre" eine Einheit.

Spielend nähert sich das Kind der Erkenntnis. Mit Sand, Knete, Klötzen, mit Bewegung und Sprache oder mit den Spielgaben Fröbels - Bälle, Kugeln, Würfel, Stäbchen,... - macht es Ideen, Vorstellungen und Begriffe anschaulich. Es braucht solche Darstellungen, um sein Innerliches äußerlich darzustellen und es sich bewusst zu machen. Aus Greifen wird Begreifen. Möglich wird das durch den angeborenen Tätigkeits- und Bildungstrieb.

Erziehung heißt also Freisetzung von Kräften. Körper, Sinne, Geist und Gefühl spielen zusammen. Die Spielgaben Fröbels, wie Ball und Würfel, sind relativ einfach und Sinnbilder für Grundstrukturen aller Gegenstände. Auch bei Beschäftigungen wie Flechten und Falten zeigen sich Gesetzmäßigkeiten.

Auch wenn die Kinder selbsttätig lernen, spielen ErzieherInnen eine entscheidende Rolle. Sie regen die Kinder zum Tätigsein an, ohne sich aufzudrängen. Sie helfen ihnen bei der Beantwortung von Fragen, indem sie die Kleinen zu eigenen Antworten führen.

Er wolle der "Lebens- und Staatsmaschine" keine "Maschinen schnitzen", schrieb Friedrich Fröbel 1828 dem Philosophen Krause. Vielmehr will er "freie, denkende und selbstthätige Menschen bilden". Ein Erzieher ist für Fröbel daher "ein geistiger Magnet, der das im erwachenden Menschen keimende unsichtbare Geistige ziehet, ...dass ... der Mensch ... ein selbständiges, bewusstes ... und sich selbst würdiges Wesen werde" ["Über den Erzieher", 1831].

Die Geburt des Kindergartens

Verwirklicht hat Friedrich Fröbel seine Sicht von Erziehung zunächst in seiner Privatschule Keilhau, dann in Schweizer Privatschulen und schließlich mit der Gründung von Kindergärten.

Doch der Reihe nach: Nachdem sein ältester Bruder Christoph gestorben war, hatte Fröbel beschlossen, sich um dessen Kinder zu kümmern. 1816 gründet er eine Erziehungsanstalt in Griesheim, die 1817 nach Keilhau verlegt wird. Diese "Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt" bietet eine schulische Grund- und Gymnasialausbildung nach der Fröbelschen "Sphären-Philosphie". Die Kinder treiben viel Sport, bekommen gesunde Kost, helfen bei Umbauten und der Ernte. Erwachsene und Schüler duzen sich, die wenigen Mädchen werden mit den Jungen gemeinsam unterrichtet. Fröbel, inzwischen mit Wilhelmine Henriette Hoffmeister verheiratet, hat selbst keine Kinder und versteht sich als Pflegevater für alle Keilhauer Schüler.

Zwischen 1831 und 1836 praktiziert der Menschenerzieher in der Schweiz. Dann kehrt er wieder nach Thüringen zurück und produziert unter anderem Spielmaterialien zur "Pflege des Beschäftigungstriebs der Kindheit und Jugend". Seine Theorie der "Spielpflege" soll in der Familie umgesetzt werden, denn die Familie ist für Fröbel von zentraler Bedeutung.

1840 entstehen die Kindergärten. Somit gibt es nun eine eigenständige Institution, die das Spielmaterial, eigene Räume und einen Spielplatz kombiniert. Zuvor gab es Verwahranstalten für kleine Kinder. Fröbel bildet professionelle Spieleexperten aus, die "Kindergärtnerinnen". Lehrervereine nehmen seine Bestrebungen auf und fordern die Kindergärten als erste Stufe eines allgemeinen Bildungssystems. Mit dem Scheitern der Märzrevolution von 1848/49 waren diese Pläne vom Tisch.

1849 eröffnet Friedrich Fröbel in Bad Liebenstein einen Kindergarten, der 1850 nach Schloss Marienthal verlegt wird. 1851 heiratet er Luise Levin, eine seiner Schülerinnen. Im August 1851 wird sein Kindergarten in Preußen wegen angeblichen "atheistischen" und "sozialistischen" Tendenzen verboten. Fröbel kämpfte vergebens gegen das Verbot. Am 21. Juni 1852 starb er an seiner letzten Wirkungsstätte, in Schloss Marienthal. Das Verbot des Kindergartens blieb indes noch bis 1860 in Kraft. Mit guten Folgen: Denn die Kindergartenidee und Spieltheorie Fröbels wurden dadurch stärker als zuvor diskutiert.

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