Vertrauen ist wichtigNeue Bezugsperson Erzieherin

Wenn Ihr Kind in den Kindergarten kommt, dann heißt es für Sie, dass auch Sie loslassen müssen. Nur so kann Ihr Kind sich in der Erzieherin eine neue Bezugsperson suchen und es kann eine Beziehung zwischen Erzieherin und Kind entstehen.

Vertrauen ist wichtig: Neue Bezugsperson Erzieherin
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Mit dem Eintritt des Kindes in den Kindergarten beginnt für Eltern und Kind ein neuer Lebensabschnitt. Eltern müssen ihr Kind in zunächst noch fremde Hände geben - ein Schritt, dem viele Eltern mit gemischten Gefühlen entgegensehen: Wie werden die Erzieherinnen sich unserem Kind gegenüber verhalten? Werden sie es mögen? Wird es die notwendige Unterstützung im Trubel eines Kindergartentages bekommen? Werden die Erzieherinnen unser Kind bei den vielen Kindern überhaupt wahrnehmen? Werden wir als Eltern mit unseren Anliegen von den Erzieherinnen angenommen?

Aber auch die Erzieherinnen erwarten die neuen Kindern und ihren Eltern mit Spannung: Wie werden sich die Kinder einleben? Werden die Eltern uns vertrauen oder unsere Arbeit eher skeptisch beobachten? Wie wird sich die Trennung von Eltern und Kindern gestalten? Werden uns die neuen Kinder als Bezugspersonen und die neuen Eltern uns als Partnerinnen in der Erziehung anerkennen?

Eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen

Angesichts dieser Fragen wird deutlich, wie wichtig es ist, in der sensiblen Anfangszeit miteinander ins Gespräch zu kommen und eine respektvolle und vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. In einer Haltung gegenseitiger Wert-schätzung kann es gelingen, eine Erziehungspartnerschaft schon zu Beginn der Kindergartenzeit zu begründen und offen miteinander umzugehen.

Die Praxis zeigt, dass Kinder leichter eine gute Beziehung zu den Erzieherinnen aufbauen, wenn sie spüren, dass die Erwachsenen sich verstehen und einen guten Kontakt zueinander gefunden haben. Das vertrauensvolle Gespräch und der Austausch über offene Fragen sind hierfür die Voraussetzung und wirken sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus.

Viele Kindergärten bieten schon vor dem Eintritt des Kindes in den Kindergarten Aufnahmegespräche, Schnuppertage oder Informationselternabende an. Für den Aufbau der künftigen Beziehung ist es sinnvoll, Angebote dieser Art zu nutzen, weil Eltern und Kinder so die Gelegenheit bekommen, die Erzieherinnen schon im Vorfeld kennen zu lernen.

Das Kind loslassen

Der erste Tag im Kindergarten ist ein großes Ereignis für Eltern und Kinder. Manchen Kindern fällt die Trennung von den Eltern relativ leicht, andere sind noch sehr an ihre Eltern gebunden und untröstlich, wenn diese sich verab-schieden wollen.

Es kann sinnvoll sein, dass Eltern sich in den ersten Tagen zusammen mit ihrem Kind im Kindergarten aufhalten. In dieser Phase besteht die Rolle der Eltern darin, im Hintergrund präsent zu sein und dem Kind dadurch die notwendige Sicherheit zu geben. Eltern unterstützen den Beziehungsaufbau zwischen Erzieherin und Kind, wenn sie sich in dieser Situation so passiv und zurück-haltend wie möglich verhalten. In den meisten Fällen lösen sich die Kinder nach einer Weile von selbst vom Rockzipfel der Eltern, weil das Geschehen im Kindergarten ihre Neugier weckt und zum Erkunden einlädt.

Wenn Eltern und Erzieherin beschlossen haben, eine Trennung zu versuchen, passiert es immer wieder, dass das Kind die Eltern nicht gehen lassen will. Dann ist es wichtig, sich als Eltern eindeutig vom Kind zu verabschieden mit der inneren Haltung: "Ich traue dir zu, dass du ohne mich zurecht kommen wirst, und ich weiß, dass die Erzieherin für dich da sein und dich unterstützen wird." Diese vertrauensvolle und klare Haltung der Eltern gibt dem Kind Selbstbewusstsein und erleichtert den Beziehungsaufbau zwischen Erzieherin und Kind wesentlich. Unklarheiten in der Haltung der Eltern verwirren das Kind und machen es unsicher.

Zuverlässige Absprachen

Der Beziehungsaufbau zwischen Kind und Erzieherin kann und darf nicht erzwungen werden. Kinder erkennen die Erzieherinnen um so leichter als neue Bezugspersonen an, je mehr sie sich in ihrem eigenen Tempo von den Eltern lösen können und jederzeit sicheren Boden unter den Füßen haben. Deshalb ist es notwendig, dass Eltern oder andere Bezugspersonen in der ersten Zeit bei Bedarf kommen können, wenn das Kind eine ihm vertraute Person früher braucht als erwartet. Durch die sorgfältige und sensible Begleitung des Kindes durch die Erzieherin während der Abwesenheit der Eltern und zuverlässig eingehaltene Absprachen zwischen den Erwachsenen entsteht zwischen Eltern, Erzieherin und Kind eine Vertrauensbasis, die sich auch bei späteren möglichen Problemen als tragfähig erweisen wird.

Die Erzieherin als Fels in der Brandung

In der Regel baut ein Kind zunächst zu der Erzieherin, die es in der Eingewöhnungsphase begleitet hat, eine besonders intensive Beziehung auf. Andere Erzieherinnen haben es in dieser Zeit manchmal schwer, Zugang zu dem Kind zu finden. Dieses Verhalten entspricht dem Entwicklungsstand des Kindes und hilft ihm, sich im Trubel eines Kindergartentages zu orientieren. Die Erzieherin ist für das Kind in der ersten Zeit der Fels in der Brandung. Mit zunehmender Sicherheit öffnet sich das Kind auch für die anderen Erzieherinnen und der Kreis der Bezugspersonen erweitert sich deutlich. Eltern können diesen Prozeß unterstützen, indem sie selbst auf die anderen Erzieherinnen zugehen.

Die Sache mit der Eifersucht

Auch wenn sich Eltern wünschen, dass zwischen Erzieherin und Kind ein guter Kontakt entsteht, fällt es manchen Eltern nicht leicht zu erleben, dass ihr Kind nun auch eine andere Bezugsperson anerkennt und mag. Eifersucht kann sich einstellen. Jetzt kommt es darauf an, bewusst mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Kinder sind wie Seismographen und spüren sehr schnell die Ambivalenz ihrer Eltern gegenüber der Erzieherin. Wenn Eltern sich darüber freuen können, dass ihr Kind die Erzieherin als neue Bezugsperson anerkennt, leisten sie damit einen wesentlichen Beitrag zum Einleben ihres Kindes in den Kindergarten. Eltern können den Beziehungsaufbau zwischen Kind und Erzieherin erleichtern, indem sie ihre eigenen Gefühle klären, eindeutig sind, sich zurückziehen lernen und das Kind loslassen im Vertrauen auf die Fähigkeiten des Kindes und die Kompetenz und das Einfühlungsvermögen der Erzieherinnen.

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